In Plön angeln
April 16th, 2010
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Ein kurzes Piepen meiner ATTX Funksounderbox reißt mich aus meinem Dösen. Run? Brassen? Oder doch nur ein Schnurschwimmer? Mein Angelkumpel neben mir hat die Lehne seines JRC Bedchairs noch nicht herunter geklappt, liest mit Hilfe seiner Kopflampe Zeitung und nimmt einen kräftigen Schluck wärmenden Kaffee „Man wäre das klasse wenn jetzt etwas beißen würde!“ sagt er. Stille. „Aber jetzt!“ Wieder Stille. Mit Hilfe der Memoryfunktion meines Funksounderbox überprüfe ich, welcher Bissanzeiger den Ton von sich gegeben hat. Wieder war es die mittlere Rute, wie auch schon zwei Stunden zuvor. Bei Plön angeln ist eine wahre Freude.
Die Rute liegt genau auf dem Futterplatz in ca. 3 m Tiefe. Wir beangeln mit den drei zugelassenen Ruten (eigentlich pro Person, aber mein Kumpel ist nur aus Interesse mitgekommen, spricht aber schon wie ein Profi) eine Art Bucht, die an der rechten Seite von einem umgestürzten Baum eingerahmt wird und auf der linken Seite U-förmig zu einem kleinem „Strand“ ausläuft. Die Ruten liegen in ca. 3-4 m tiefem Wasser auf der einzigen kleinen Kante die ich am vorherigen Abend beim Schnorcheln finden konnte. Hierbei habe ich gut mit einem Gemisch aus Halibuttpellets, Mais, zerdrückten und ganzen Boilies sowie Thunfisch aus der Dose angefüttert. Den Hartmais habe ich vorher mit Chili, Salz und Knoblauch eingekocht und dann drei Tage auf dem Dachboden in einer Tonne stehen gelassen. Zu guter Letzt habe ich das Futter noch mit einem Deckel voll Mainline Fossoil verfeinert. Von diesem, ursprünglich in der Fischzucht eingesetzten Appetitanreger, bin ich sehr überzeugt. Schon dieser eine Deckel reicht um ca. 1-1,5 kg Futter mit seinem typischen Lebertrangeruch zu verfeinern und hinterlässt im Wasser eine schöne Spur. Wenn dieser Geruch auch mit so einer geringen Dosierung für menschliche Nasen so gut wahrzunehmen ist, müssen Karpfen ihn einfach interessant finden. Später in der Saison bin ich sogar dazu übergegangen meine Frucht Pop – Ups in Fossoil zu dippen und konnte auch hiermit sehr gute Ergebnisse erzielen.
Wieder ein Piepen auf der gleichen Rute. Reflexartig stehe ich im Zelt. Aber wieder bleibt der so herbeigesehnte Dauerton aus. Gebannt lausche ich in die Dunkelheit. Eigentlich ist das ziemlich überflüssig den meine Ruten stehen gute 15 m weit entfernt vor einem Busch im Wasser. Normalerweise ziehe ich es vor meine Ruten aus dem Zelt (möglichst in der typischen Schlafposition) zu sehen. Bei dieser Stelle ist das wegen der vielen Bäume aber leider unmöglich, weshalb mein Rodpod im knietiefem Wasser steht. Bevor ich die Ruten erreichen kann, muss ich einen schmalen Weg durch die Büsche nehmen und mich dann noch unter einigen tief hängenden Ästen hindurchkämpfen. So umständlich dieser ganze Akt ist, umso mehr wird man belohnt wenn man im Wasser steht. Auf der rechten Seite befinden sich zwei kleine Inseln, der Sternenhimmel oder die hinter den Inseln untergehende Sonne verschlagen einem immer wieder die Sprache. Der große Vorteil ist hier ebenfalls das ein gehakter flüchtender Karpfen kaum Möglichkeiten hat in Gebüsche oder ähnliches zu retten, da sich der See in seiner ganzen Länge vor einem erstreckt.
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„Aber jetzt muss doch so langsam mal etwas passieren…“ sagt mein Kumpel. Genau in diesem Moment höre ich den Ton nach dem sich jeder Karpfenangler sehnt. Zuerst nur drei „Single peeps“ und dann der Dauerton. Wir fallen mehr aus dem Zelt als das wir rausgehen. So schnell wie möglich versuche ich meine JRC Bivy Slipper anzuziehen. Und auch wenn es ganz sicher nur einige wenige Augenblicke dauert, so kommt es mir doch wie eine Ewigkeit vor, während der Fisch stetig die Schnur von meinem Okuma Bissanzeiger reißt. Endlich bin ich in den Schuhen und sprinte in Boxershorts einfach quer durch die Büsche. Voll Adrenalin greife ich nach der Rute, und lasse den Freilauf rausklicken. Der Fisch gibt alles. Immer wieder zieht er von links nach rechts, sodass ich froh bin das ich meine Ruten abgesenkt habe. Als ich den Fisch das erste Mal an der Oberfläche rollen sehe, bekomme ich wirklich weiche Knie. „Jetzt nur nicht im letzten Moment alles verlieren“ Vier Versuche brauchen wir bis wir den Fisch endlich keschern können. Bei den ersten drei Versuchen, mobilisierte er jedes Mal ungeahnte Kraftreserven wenn er den Kescher sah. Doch jetzt kann ich endlich meinen ersten Plönersee Karpfen in den Karpfensack stecken!
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Wie sie sicherlich gemerkt haben, befinden wir uns an der Plönerseenplatte. Der Hauptsee, der „Große Plönersee“ liegt im Osten Schleswig Holsteins und hat eine Fläche von ca. 30 km². Komplett im Naturschutzgebiet Holsteinische Schweiz gelegen bietet der See nicht nur für Angler ein wahres Schlaraffenland, sondern ist auch für Naturfreunde und Familien ein beliebtes und wunderschönes Ausflug- bzw, Urlaubsziel. Auch zum fotografieren ist die Gegen bestens geeignet. Der Artenreichtum der Vogelwelt übersteigt sogar noch den Fischreichtum dieses Gewässers, und so kann man außer der zahlreichen Enten und Gansarten mit ein bißchen Glück auch den einen oder andern Seeadler oder Eisvogel beobachten. An seiner tiefsten Stelle ist der See immerhin 59 m Tief und beherbergt vor allem einen enormen Hechtbestand. Deshalb ist vollkommen klar das der Hecht auch der Hauptzielfisch dieses Gewässers ist. Schleppen ist hierbei die Erfolgsversprechende Methode. Da aber alle Arten von Motoren verboten sind muss man sich hierbei auf seine Muskelkraft verlassen, was ob der Größe des Sees naturgemäß so manchen schrecken mag. Aber es gibt im See nicht nur wunderschöne Hechte sondern auch große Barsche, wie oben beschrieben kampfstarke Karpfen und große Aale. Generell ist der See eine Wundertüte, wenn man nicht zu spezifisch fischt, hat man Chancen auf die ganze Bandbreite der in Norddeutschland beheimateten Fischarten. Die einheimischen wissen natürlich auch ganz genau wo die großen Felchen stehen die ebenfalls im See zuhause sind, bloß benötigt man für den Fang dieser scheuen und schwer zu fangenden Fische sehr viel Erfahrung.
Wer Lust hat sein Glück am „Großen Plöner See“ zu versuchen kann, wenn er im Besitz eines Angelscheins mit Jahresfischereimarke ist, für 10 Euro am Tag eine Tageskarte erwerben. Dies ist an verschiedenen Stellen in Plön und Umgebung möglich:
Fischerei Reese
Eutiner Straße 8
24306 Plön
Tel.: 04522-6236
Man kann hier auch Boote mieten, allerdings sind diese sehr lang und deshalb windanfällig! Bei Windstille sehr zu empfehlen. Allerdings kommt dies leider so gut wie nie vor.
Campingplatz Spitzenort
Ascheberger Straße 76
24306 Plön
Tel.: 04022-2769
Campingplatz Godau
Frau Dörte Ahrens
24326 Godau Nehmten
Tel.: 04526-735
Handy: 01727577382
Haus Fischerglück
Herr Köchlin
Plöner Straße 7
23715 Bosau
Tel.: 04527-1092
Sehr empfehlenswert, Übernachtung für die Ferienwohnung zwischen 36-41 € Doppelbett. 2 Mann Boot im Preis inkl.
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Ein paar Hinweise:
- Beim Bootsangeln ist Echolot sehr zu empfehlen um die durchaus häufigen Kanten und Löcher sowie Barschberge zu finden. Naturgemäß sind dies die Topstellen, vor allem für Raubfische.
- Fürs Boilieangeln: Fischige Mixe laufen sehr gut, genau wie Pellets und Hartmais.
- Da im Frühjahr und Herbst der See sehr klar ist sollte man beim Karpfenangeln versuchen sehr gut getarnte Vorfächer in Grundfarbe zu benutzen. Im Sommer wegen der Algenblüte nicht ganz so wichtig.
- Schnüre beim Karpfenangeln immer absenken! Sonst bekommt man Probleme mit den zahlreichen Schleppanglern und Seglern.
- Beim Hechtangeln auf jeden Fall lange Stahlvorfächer benutzten.